Lippenlesen in China – schwerer als in westlichen Ländern?

 

In meinem Beitrag „Lippenlesen auf chinesisch“ (klicken) habe ich die Frage gestellt, wie es die Chinesen mit dem Lippenlesen schaffen, weil die chinesische Sprache so viele einsilbige Wörter hat. Nun habe ich dank meiner Teamkollegin Birgit und ihrem Bekannten beim gemeinsamen Recherchieren einige Antworten gefunden.

Die chinesische Sprache verfügt über viel mehr Konsonanten und ist viel mehr als die nicht tonalen westlichen Sprachen auf die Tonhöhen ausgerichtet, das heißt, ein Wort erhält unterschiedliche Bedeutungen, je nachdem wie die Silbe betont wird.

Im Mandarin (Hochchinesisch) gibt es 4 Tonhöhenverläufe, sodass eine Silbe durch Änderung des Tonfalls eine bestimmte von mehreren Bedeutungen bekommt.

Meine Frage war, wie gehörlose Chinesen diese beim Lippenlesen erkennen können, da wir Gehörlose hier in Europa die einsilbigen Wörter oft verwechseln. Auch wollte ich wissen, ob gehörlose (und lautsprachliche) Chinesen von hörenden Chinesen verstanden werden, wenn sie die Lautsprache verwenden.

Die Antworten fanden wir in diesem Forum von einer gehörlosen Chinesisch-Lehrerin, die englischsprachige Muttersprachlerin ist und das chinesische Lippenlesen erklärt:

http://www.chinese-forums.com/index.php?/topic/19441-lip-reading-is-it-possible-in-chinese/

Die englischen Antworten gebe ich hier zusammengefasst wieder:

In der chinesischen Sprache wird den Tonhöhen eine viel größere Bedeutung beigemessen als in westlichen Sprachen. Da die Töne praktisch nicht durch Lippenlesen unterschieden werden können und die Vokale im Chinesischen aufgrund der Häufigkeit der einsilbigen Wörter schwieriger zu unterscheiden sind, verlangt das chinesische Lippenlesen möglicherweise viel mehr an Übung im Beobachten der feinen Unterschiede in der Stellung und Bewegung von Lippen, Zähne, Zunge usw. und im Erkennen des Kontextes, in dem das Gespräch stattfindet, als in westlichen Sprachen.

Es gibt auf jeden Fall viele taube Chinesen, die sehr gut Lippenlesen können.

Bezüglich der lautsprachlichen Aussprache wurde vonseiten dieser hörgeschädigten Chinesisch-Lehrerin bemerkt, dass gehörlose Chinesen von ihren hörenden Mitmenschen so gut wie nicht verstanden werden, da sich deren Tonhöhe „flach“, also monoton ohne Sprachmelodie, anhört. Sie brauchen dann eine „tonale Übersetzung“ ihrer Aussprache von guten Bekannten oder Verwandten, die das Gesagte des Gehörlosen in korrekter Tonhöhe übersetzt bzw. wiedergibt.

Aber ich denke, das ist in der westlichen Welt genauso. Denke man mal an die französische Sprache, die nasale Laute verwendet. Also, ich brauche selbst immer mal wieder eine tonale Übersetzung, weil ich einige Wörter falsch betone beim Sprechen, aufgrund des fehlenden Hörgedächtnisses und nicht zugetragenen Informationen.

Was ich noch hochinteressant finde, ist die Einstellung des Cochlea-Implantates in China – wenn ich hierzu auch Antworten bekomme, wäre das super!

 

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Judith Göller

 

TEile weiter

  • Toll 🙂
    Ich stelle es mir auch wesentlich schwieriger vor auf chinesisch Lippen zu lesen. Aber gut, auch die chinesischen Schriftzeichen sind für mich… chinesisch 😉
    Vielen Dank für den interessanten Artikel!

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