Ich habe einen sehr interessanten Bericht von Gerda Reinhard bekommen. Im Zeitungsartikel geht es um die Nichte Demi von Gerda Reinhard. Gerda Reinhard und Bernd Rehling haben zusammen diesen Bericht vom Niederländischen ins Deutsche übersetzt – was ziemlich viel Arbeit war – Hut ab vor beiden! Nun zum übersetzten Zeitungsbericht:

Dienstag, 12. September 2006
Zeitschrift Trompetter, Geldrop-Mierlo (Niederlande)
Verfasser: Roel Verhees
Übersetzung ins Deutsche: Gerda Reinhard und Bernd Rehling

Demis Lautwahrnehmung ändert sich dank Cochlear-Implantat

„Die holländische Gebärdensprache bleibt unsere Muttersprache“.

Mierlo – Demi aus Mierlo ist gut zwanzig Monate alt. Sie wurde gehörlos geboren und hat seit kurzem ein Cochlear-Implantat (CI). Damit werden viele Laute, die für Hörende selbstverständlich sind, für Gehörlose wahrnehmbar gemacht. „Viele Leute denken, dass meine Tochter durch das CI hörend wird, aber das ist nicht so“, so Mutter Henny Coenders.


Innerhalb einer Woche nach der Geburt von Demi merkten ihre Eltern, dass etwas nicht stimmte. „Aber wir zweifelten dann doch noch. Ihre Augen bewegten sich nämlich, wenn wir hereinkamen“, so Henny. Später wurde klar, dass Demi den Luftzug fühlt, wenn jemand hereinkommt, unabhängig davon, ob die Tür geschlossen oder offen ist. Wenn wir ruhig sitzen, bemerken wir Geräusche wie das Rühren mit einem Löffel im Becher oder das Klappern mit dem Hausschlüssel. Sie reagierte offensichtlich nicht, und dann weiß man eigentlich Bescheid. Nach zweieinhalb Wochen kam jemand vom Audiologischen Zentrum, um Demis Gehör zu überprüfen. Der Test hatte kein gutes Ergebnis. Innerhalb einer Woche gingen wir zum Audiologischen Zentrum in Eindhoven, um ausführliche Untersuchungen durchführen zu lassen. Sie sagten, dass Demi definitiv gehörlos sei.“ Mutter Henny selbst wurde auch gehörlos geboren. „Das ist erblich. Mein Vater ist nämlich auch gehörlos. Meine Mutter wurde hörend geboren und wurde nach ein paar Monaten durch eine Hirnhautentzündung gehörlos. Während meiner Schwangerschaft haben wir schon damit gerechnet, dass wir ein gehörloses Kind bekommen würden. Unser erstes Kind, Jordi, ist guthörend.
Demi hat die Gehörlosigkeit also geerbt. Henny benutzt ein Hörgerät zum Hören. „Als ich klein war, hatten wir einen kleinen Apparat, das CI gab es noch nicht. Das CI ist eine neue technische Entwicklung. Zur Zeit wird vielen gehörlosen Kindern ein CI implantiert. Wir können nicht viel hören mit dem Hörgerät, wir können tatsächlich nur laute Geräusche wahrnehmen. Wörter verstehen wir überhaupt nicht“, erklärt Henny. Wir können eventuell selbst kontrollieren, ob wir zu laut oder zu leise sprechen. Und nach Meinung Hörender spreche ich besser mit dem Hörgerät als ohne, weil ich meine Stimme kontrollieren kann. Ich selbst trage nicht immer das Hörgerät. Wenn ich keine Lust habe, trage ich es einfach nicht.
Implantat

Schon vor der Geburt von Demi sprachen Henny und ihr Mann über das Cochlear-Implantat. Viele gehörlose Erwachsene in den Niederlanden sind gegen das CI. Sie urteilen meiner Meinung nach voreilig, dass das CI schlecht sei. Als es bekannt wurde, dass Demi definitiv gehörlos ist, haben wir sehr häufig über das CI gesprochen. Letztendlich kamen wir zu der Auffassung, dass es für die Zukunft unserer Tochter Demi am allerbesten ist.“ Was ist eigentlich ein CI? „Normale Hörgeräte verstärken Geräusche. Bei Menschen mit schwerer Schädigung der Hörschnecke führt diese „normale“ Schallverstärkung nicht zur Verbesserung der Schallwahrnehmung. Mit einem CI werden die Laute nicht verstärkt, sondern in elektrische Signale umgewandelt, die in der Hörschnecke an den Hörnerv weitergeleitet werden. Hiermit können Menschen mit einer defekten Hörschnecke wieder Laute wahrnehmen. Diese Wahrnehmung ist jedoch anders als die von Normalhörenden. Ein Cochlea-Implantat ändert, wie ein normales Hörgerät, nichts an der Gehörlosigkeit selbst,“ so lautet die Erklärung unter www.cochleaireimplant.nl (Niederländisch) und http://eurociu.implantecoclear.org/index.php (EURO-CIU). Henny: „Mit ihrem Hörgerät kann sie wenig hören, mit dem CI doch mehr. Aber sie bleibt immer ein hörgeschädigtes Kind.”
Am 7. März diesen Jahres wurde bei Demi das Implantat eingesetzt. Eine Reihe von Gesprächen und Untersuchungen ging dem voraus. Mitte Juli 2005 hatten wir sie für das CI angemeldet. Anfang August folgte ein Gespräch mit dem Koordinator in Nimwegen. Die Prozedur begann mit diversen Terminen, einer psychologischen Untersuchung, Logopädie und Hörtraining. Mitte September wurde ein CT-Scan des Innenohrs von Demi gemacht. Es waren keine Anomalitäten zu sehen. Das bedeutete, dass es keine Bedenken gegen ein CI gab.“ Henny sagt, dass viele Gespräche folgten und dass es sehr zeitaufwändig war. Am 28. Februar sollte sie ihr Implantat bekommen, aber vier Tagen vor der Operation erfuhren sie, dass ein Kind mit Hirnhautentzündung dringend behandelt werden musste. Die Operation wurde um eine Woche verschoben. Demi fühlte sich gar nicht wohl, aber schließlich konnte die Operation durchgeführt werden. „Nach der Operation sagte der HNO-Arzt, dass sie gut verlaufen sei. Wir waren sehr erleichtert, aber wir wollten doch erst sehen, ob es wirklich gut funktioniert mit ihrem CI.
Die anschließende Rehabilitation, die bei Viataal (www.ivd.nl) in Sint Michielsgestel stattfindet, beginnt erst fünf Wochen nach der Operation.“

Rehabilitation

Vier Wochen nach der Operation stellt sich in Sint Michielsgestel heraus, dass das CI gut funktioniert. Dann folgen alle zwei Wochen zwei Tage Rehabilitationstreffen. „Als das CI eingeschaltet wurde, musste sie ein paar Minuten weinen.
Danach ging es lockerer. Sie gewöhnt sich schnell an ihr CI. Wir müssen langsam aufbauen. Zum Beispiel die erste Woche: drei Mal 10 Minuten pro Tag, danach drei Mal 20 Minuten. Nach ungefähr eineinhalb Monaten trägt sie das CI jetzt den ganzen Tag. Wenn sie schwimmt, duscht oder schläft muss ihr CI abgenommen werden.
Die Rehabilitation bei Viataal dauert ein Jahr. Sechs Monate nach der Operation braucht Demi nur noch alle drei Monate einmal zu kommen. „Im nächsten Monat, im Oktober, müssen wir wieder hinfahren für die Einstellung ihres CIs. Demi muss jedoch jede Woche zur Logopädie in Eindhoven. Folglich ist noch immer viel Zeit zu investieren, aber wir tun das Beste für meine geliebte Tochter.“
Henny stieß in der letzten Zeit bei anderen auf Unwissenheit über das CI, auf eine andere Erwartungshaltung. „Unsere Erwartungen sind doch ganz anders als die von hörenden Eltern mit gehörlosen Kindern mit CI. Sie erwarten tatsächlich zu viel vom CI. Wir sind auch ein bisschen besorgt, da sie hoffen, dass ihr gehörloses Kind viel hören und verstehen kann. Leider bleibt Demi immer gehörlos. Mit dem Hilfsmittel CI ist sie schwerhörig, also nicht hörend. Wenn Demi doch etwas mehr hören oder verstehen kann, ist das eine sehr schöne Ergänzung. Wir denken jedoch, dass Demi mit ihrem CI viel besser sprechen wird. Das ist auch schön. Laut meinen Schwiegereltern bemerkt Demi jetzt schon mehr unterschiedliche Geräusche und Töne als mein Mann, als er klein war. Das ist doch super. Leider höre ich, Henny, das nicht. Zu Hause benutzen wir natürlich weiter die schöne Gebärdensprache. Die Niederländische Gebärdensprache ist meine Muttersprache. Auch für unsere Kinder. Demi kann jetzt unglaublich viel gebärden.
Ich bin so stolz auf sie, dass sie schon so viele Wörter kennt. Ich finde es sehr wichtig, dass sie zuerst die Gebärdensprache lernt, später kommt dann Niederländisch.

Das CI hat bei Demi schon Erfolge gebracht. Sie hört jetzt schon viele Dinge. Sie kann ihren Namen „Demi“ sehr deutlich verstehen. Auch erkennt sie, wer ihn ruft; Papa oder Mama“, strahlt Mutter Henny.

 

TEile weiter

  • Hallo liebe Henny,

    auf der Suche nach Unterrichtsmaterial für eine Lerneinheit zur Pflege von Menschen mit Höreinschränkungen bin ich auf Eure Seite gestoßen und erst einmal faszieniert „hängen“ geblieben. Eigentlich habe ich Informationen zu Erwachsenen gesucht, konnte aber Eurer Geschichte nicht wiederstehen. Wie schön zu lesen, wie ein mutiger großer Schritt zu vielen neuen Möglichkeiten geführt hat. Ich wünsche Euch und Eurer Tochter, dass Ihr auch weiterhin alles schafft, was Ihr Euch vorgenommen habt.
    Liebe Grüße
    Silvia

  • BETREFF CI
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    aus: HAMBURGER ABENDBLATT – 10.10.09

    TAUBSTUMM GEBOREN

    EIN KLEINES WUNDER:
    Unsere Alina spricht

    Eine REHA füe die kleine taubstumme ALINA hieß unser Aufruf füvor längerer Zeit.
    Alina war taubstumm in der Ukraine auf die welt gekommen. Die Eltern hatten dann jeden Cent gespart, dami die kleine Tochter operiert werden kann. Ihr wurde ein sogenanntes Cochlear Implantat eingestzt, mit dem es möglich sein wird, dass Alina irgendwann ein normales Leben führen kann.
    Dank der Unterstützung von Kindern helfen Kindern“ konnte die recht kstspielige „Nach-Operations-REHA“ bei Alina durchgeführt werden – mit Erfolg, wie uns die glücklichen Eltern jetzt aus der Ukraine, der Heimat der jungen Familie, schreiben:
    „Von ganzem Herzen bedanken wir uns bei dem wohltätigen Verein „Kinder helfen Kinder“. Es ist beglückend für uns zu erleben, wie unsere kleine, zarte Alina das Sprechen lernt und nun sogar schon recht gut spricht. Sie selbst freut sich darüber genauso wie wir.
    Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Abendblatt-Lesern, die für unsere ALINA gespendet haben und wünschen Ihnen Glück, Gesundheit und Gottes Segen.

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    Dieser Beitrag des Hamburger Abendblattes (Rubrik von Mensch zu Mensch) wurde von mir wortidentisch abgeschrieben)
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    Zum Tag der GEHÖRLOSEN am 27.September schrieb JUDITH GÖLLER vom Gedanken der Menschlichkeit.

    Man schau sich diesen Artikel über ALINA an.

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    ERICH MEYER/HAMBURG/hörend

  • Zeilen an SILVIA Jung –
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    Sehr geehrte Frau SILVIA JUNG –

    ich habe Ihre einfühlsamen und zugeneigten Zeilen zu Demis Lautwahrnehmung gelesen.
    In der Tat – aus der Biogrfisierung von Personen, wie hier der kleinen DEMI z.B. verwirklicht sich so vieles vom Erfahren, vom Lernen und vom Weiten seiner eigenen Erfahrungen und Kenntnisse.
    Auch ich wünsche der kleinen DEMI und den Eltern alles Gute, die sich auch mit dieser Schreibung angesprochen fühlen mögen, so sie diese Seite öffnen.

    ERICH MEYER -hörend- (22111 HAMBURG)

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