Ich stellte fest, dass viele von den Gehörlosen einen Zorn in sich tragen. Auch ich trage diesen Zorn in mir und erkenne den Zorn in anderen Gehörlosen.

Es ist nicht der Zorn auf andere, eher auf sich selbst, auf die eigene Gehörlosigkeit gerichtet. Es gibt so viele Situationen, in denen die Gehörlosen einen emotionalen Stress erleben.

In den Situationen, in denen der Gehörlose z.B. als unhöflich beschimpft wurde, weil er sich nicht entsprechend verhielt, wie die Hörenden dies erwarteten; bei einer Lautsprecher-Anlage wie beim Arzt, Klingeln bei hörenden Freunden, auf dem Bahnhof… Es gibt so viele audioelle Barrieren für Gehörlose, die für Hörende als total selbstverständlich hingenommen werden.

Dadurch entsteht der emotionale Stress, da der Gehörlose sich in solchen Situationen hilf- und machtlos fühlt, dies zu korrigieren.

Wie denn auch? Die Gehörlosigkeit steht hier im Weg.

Vieles in der Umgebung ist so auf das Hören ausgerichtet, dank den Erfindern (z.B. Alexander Graham Bell, der Telefonerfinder – ich hasste das Telefon sehr oft, doch darüber mehr im Bericht „Telefon-Hass und Telefon-Phobie durch meine Gehörlosigkeit.)

Ich selbst muss auch oft mit der Wut leben, wenn ich bei den Hörenden an meine Grenzen aufgrund meiner Taubheit stoße. Der emotionale Stress ist fast ausnahmslos bei jedem Gehörlosen vorzufinden. Der emotionale Stress bzw. Frust/Wut ist ein Teil des gehörlosen Lebens. Bei einem weniger, bei einem mehr.

Wenn ich mit einer Freundin in die Stadt gehe und mich einer von hinten anspricht, ich solle zur Seite gehen und ich nicht darauf reagiere – was passiert? Ich werde sofort als unhöflich abgestempelt, weil die Hörenden hinter mir keine Geduld haben.
Da schnaube ich innerlich vor Wut – weil ich in ein Schema reingepresst werde, die bei mir völlig fehl am Platz ist. Dadurch gerate ich in den emotionalen Stress und es fängt in mir an zu „kochen“.

Viele sagen, die Gehörlosen hören nicht, sonst ist alles genauso wie bei den Hörenden, aber das stimmt nicht. Es gibt diverse Unterschiede im Verhalten von Gehörlosen und Hörenden. Verhalten sich Gehörlose nicht „nach dem Schema“, kommt gleich der Vorurteil: unhöflich, unverschämt, frech…

Dann kommen noch die audioellen Barrieren hinzu.

In unserer Welt sind audioelle Informationen sehr groß geschrieben und da kommen die Gehörlosen oft zu kurz
bzw. stoßen schneller an die Grenzen ihrer visuellen Wahrnehmungen, als ihnen lieb ist.

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