Wie man mit der Gebärdensprache das Fürchten lehrt

 

Dass man mit der Gebärdensprache das Fürchten lehren kann, dieses Vergnügen hatte ich bereits als Kind.

Ich musste allein in die Umkleidekabine gehen. Da mir die Umkleidekabine ohne meine Mutter so groß vorkam  (und ich war so winzig :-D), kam ich mir dort verloren vor.

Um mir also selbst Mut zuzusprechen, führte ich drinnen ein Selbstgespräch in der Gebärdensprache. Ich stellte mir vor, ich wäre ein sehr großer Bär und brülle jeden an, der die Umkleidekabine betreten sollte. Ich hob meine Hände hoch, spreizte die Finger und stellte damit die Krallen dar. Dann machte ich den Mund auf und animierte das Brüllen *brrüüüüeeeellll*

Nachahmung "Der Bär brüllt"

Da ich jedoch vergaß, die Kabine innen abzusperren, kam es dazu, dass ein Mädchen die Kabinentür öffnete. Genau in diesem Moment sah ich so aus – Hände oben, Finger a la „Krallen ausfahren“ zum Angriff bereit, brüllendes Gesicht und Zähne zeigend – erschreckte ich das Mädchen voll und mein eigener Schreck hat nochmal meine Gebärden und meinen Ausdruck verstärkt, dass ich erst recht brüllte. Sie erschrak auf jeden Fall sehr, schlug die Tür heftig zu und haute ab.

Mir war natürlich peinlich, dass ich innen nicht zumachte. Aber durch meine eigene „mir-Mut-zu-sprechen“ per Gebärdensprache das Fürchten zu lehren, habe ich mich „groß“ gemacht.

 

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Judith Göller

 

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