Nur meine Schwester und ich taub?

Ich musste gerade bei meiner Erinnerung an meine Kindheit schmunzeln.

Bis ich 4 Jahre alt wurde, wusste ich gar nicht, dass es noch andere Gehörlose gab.

Ich dachte damals wirklich, nur meine Schwester und ich wären die einzigen Gehörlosen. Ich kannte bis zu meinem 4. Lebensjahr keine andere gehörlose Kinder und Erwachsene.

Meine Kindheitserinnerungen sind ziemlich gut. Ich vermute, das lag daran, dass ich mit 2 1/2 Jahren anfing zu lesen und schreiben und mein Bewusstsein dadurch „wach“ wurde. Es lag mit Sicherheit auch an den Foto-Tagebüchern, die meine Mutter regelmäßig mit mir durchging, so dass meine Erinnerungen dadurch lebendig blieben.

Ich entwickelte mit meiner Schwester zusammen eine eigene Gebärdensprache, um uns besser und schneller zu verständigen.

Als ich mit 4 Jahren in den Kindergarten kam, staunte ich sehr, dass es noch viele andere gehörlose Kinder gab. Ich hatte so viel zu beobachten, wie sie sich unterhielten. In der Anfangszeit im Kindergarten war ich eher still und ruhig, weil ich erst alles in mich aufnehmen und die anderen Kinder kennenlernen musste.

Daheim gab ich die Gebärdensprache, die ich mir im Kindergarten aneignete, an meine Schwester weiter.

Die Gebärdensprache, die ich zuvor mit meiner Schwester entwickelte, war zwar anders, wies aber viele Gemeinsamkeiten auf mit der Gebärdensprache der gehörlosen Kinder im Kindergarten. So konnte ich mich recht schnell durch Beobachtung anpassen, damit ich mich auch mit anderen Kindern unterhalten konnte.

Ähnliche Beiträge

  • Interview – Volleyballlegende Betty Steup-Bauer

    Interview – Volleyballlegende Betty Steup-Bauer Um das Motto vom letzten Interview weiterzuführen: „Auch wenn wir nicht hören, na und! Wir können uns sehen lassen!“ stelle ich meine nächste Interviewpartnerin vor: die Volleyballlegende Betty Steup-Bauer. Sie hat nicht nur in der Gehörlosen-Sportwelt einen hohen Bekanntheitsgrad. Sie bringt sich sehr ein für die gehörlosen Menschen, hat selbst…

  • Was kann ein Vibrationswecker alles tun?

    Im vorigen Bericht schrieb ich über meinen verhassten Blitzlichtwecker. Jetzt geht es um den Vibrationswecker… Nachdem mein Blitzlichtwecker durch den Schock-Eingriff meines Onkels kaputt ging, besorgte ich mir einen Vibrationswecker. Dieser bestand aus einer Uhr, Kabel und das Vibrationsgerät. Das Vibrationsgerät konnte am Bettrahmen festgeschraubt werden. Dazu das Einstellrad für die Vibrationsstärke. Da ich einen…

  • Wie heißen die Gehörlosen?

    Bei uns Gehörlosen gibt es ein gravierendes Problem: Namen Wenn wir uns unterhalten, rufen wir uns nicht zu. Stattdessen gehen wir direkt zu der betreffenden Gehörlosen, mit denen wir uns unterhalten wollen. Wir tippen auf die Schulter, um die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. Oder durch Winken, oder durch das Klopfen auf dem Tisch. Oder…

  • Gewinne mit Gehörlosblog.de ein Buch zum Schmökern – Beendet!

    ? Gewinne mit Gehörlosblog.de ein Buch zum Schmökern ?   ACHTUNG – NACHTRAG: Das Gewinnspiel ist beendet – Allen 6 Gewinnern wünsche ich viel Freude mit ihrem Buchgewinn 🙂     Ich verlose je drei Bücher: “Liebe in Sommergrün” von Heike Wanner und “Worte, die man mir nicht sagt: Mein Leben mit gehörlosen Eltern” von…

  • Hommage an meine verständnisvolle Tante Helga Schmid

    Meine Tante Helga war eine der wenigen Hörenden, die sich richtig darum kümmerten, dass die Gehörlosen auch vom Gespräch mitbekamen. Sie ist vor einigen Jahren ganz plötzlich verstorben. Immer, wenn sie bei uns war und wir saßen zusammen, sagte sie zu anderen Hörenden: „Ich spreche deutlich für Judith, damit sie mich auch verstehen kann und…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert